Yo läutet Permission 3.0 ein

Nach E-Mail und Social Web rückt das Thema „Permission“ zum dritten Mal nach vorne. Jetzt wird mit der App Yo der Smartphone-Sperrbildschirm für Nachrichten geöffnet.

Als ich zum Ende des letzten Jahrhunderts das Buch „Permission Marketing“ schrieb, war nicht absehbar, dass es so weit kommen würde. Die Idee damals: Ich gebe anderen die Einwilligung, mich per E-Mail zu informieren. Dann kam mit Twitter und Facebook das Social Web: Ich folge bestimmten Personen oder Unternehmen, um mich informieren zu lassen. Und jetzt kommt Yo und öffnet das Allerheiligste: Mein Smartphone. Aber eines nach dem anderen.

Permission 1.0: E-Mail
Bei der E-Mail war alles noch einfach: Theoretisch kann jeder, der meine Adresse kennt, mich mit Nachrichten bombardieren. Weil das nervt, wurde die Permission eingeführt: Nur wer eine Einwilligung nachweisen kann, darf mich nerven. Das steht inzwischen auch im Gesetz (§7 UWG): E-Mails ohne Einwilligung nerven und sind verboten.
Nun holen sich Unternehmen fleißig Einwilligungen, um ihren Kunden interessante Angebote per Newsletter zu schicken. Leider verspielen viele Unternehmen diese wertvolle Permission wieder, weil sie feststellen, dass eine höhere Frequenz mehr Umsatz bringt. Zu hohe Frequenz ist aber auch der Hauptgrund für das Widerrufen der Einwilligung.

Permission 2.0: Twitter, Facebook & Co.
Das Social Web ist das gleiche Prinzip: Ich bestimme selbst, von wem ich Nachrichten bekomme und von wem nicht. Allerdings hat das Social Web von der E-Mail gelernt: Ein Algorithmus bestimmt bei Facebook, was für mich interessant sein könnte und was nicht. Die Folge: Freunde kommen durch, Unternehmen nicht. Will ein Unternehmen viele Nutzer erreichen, muss es Geld bezahlen.

Permission 3.0: Yo
Es gibt drei Sorten von Timelines im Leben des Homo Digitalis: E-Mail, Social Web und die piependen Smartphone-Benachrichtigungen. In der E-Mail-Timeline sehe ich meine Bestellbestätigungen, Rechnungen und Bewerbungsantworten. Früher waren da mehr private E-Mails aber das geht jetzt oft über das Social Web. Dort habe ich in meiner Timeline all das, was mir meine Freunde glauben mitteilen zu müssen. Wenn mich hier Unternehmen zu sehr nerven, stört mich das. Das macht Social Media Marketing zu einer recht kniffeligen Sache. Werbung muss relevant sein.
Und jetzt kommt Yo: Das ist eine App, der ich nichts weiter erlaube, als mir Nachrichten direkt auf meinen Sperrbildschirm zu senden. Konkret sieht das so aus, dass meine Freunde mir mit einem kurzen „Yo“ sagen können, dass sie gerade an mich denken. Ein paar Freunden habe ich schon die Einwilligung gegeben, das zu tun. Wer nervt, dem ergeht es so, wie täglichen Werbemails oder mitteilungbedürftigen Katzenfreunden in Facebook: ich bestelle einfach ab. Bei Yo geht das noch leichter: Nach links wischen und schon erscheint die Auswahl „Cancel/Delete/Block“ .
Und wieder ist ein neuer Dienst geboren, der potenziell auch für werbende Unternehmen interessant ist. In der Yo-App kann ich unter „Index“ schon jetzt wählen, ob mich Fedex über die Paketlieferung oder Obama über einen neuen Präsidentenerlass informiert. Israel alarmiert mich, wenn neben meinem Haus gleich eine Rakete einschlägt und auch eine Erdbebenwarnung gibt es schon. Nun ist Kreativität bei Unternehmen gefragt: Was ist so relevant, dass sich Kunden freiwillig dafür registrieren, ein „Yo“ zugebellt zu bekommen? Ist es Tchibos Angebot der Woche oder der neue Aldi-Prospekt?
Denn genau darum ging es auch schon beim „Permission Marketing“ 1999: Wie kann ich durch Relevanz Reichweite erzeugen? Heute heißt das Content Marketing und ist genauso spannend wie vor 15 Jahren!

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