Wird Deutschland digitales Entwicklungsland?

Telekom-Sprecher Markus Jodl gibt offen zu, dass man mit dem WLAN in der Bahn technisch überfordert sei. Nicht nur Geschäftsreisende schätzen den größten Wettbewerbsvorteil der Bahn gegenüber dem Flugzeug: Man ist online – zumindest theoretisch. Seit zwanzig Jahren versucht die Bahn vergeblich, ein akzeptables WLAN anzubieten. Bei den Fernbussen funktioniert es. Und ab 2016 gibt es Highspeed-Internet auch bei der Lufthansa. Warum nicht bei der Bahn?

Die Bahn besaß über den Arcor-Vorläufer DBKom ein bundesweites, modernes Glasfasernetz mit einer Länge von rund 40.000 Kilometern und 300.000 Anschlüssen, das 1997 das zweitgrößte Telefonnetz Deutschlands nach dem der Telekom war. Entlang sämtlicher Bahnstrecken gab es Kabel mit Highspeed-Internet. Aber niemand im Land der Tüftler konnte dieses Internet in die Züge bringen.

Abseits von Bahnstrecken und Autobahn ist es noch schlimmer. Deutschland steht bei der LTE-Versorgung im weltweiten Vergleich auf Platz 38. Kolumbien, Rumänien und Griechenland sind besser. Bei uns kommt die Telekom auf 69 Prozent, Vodafone auf 58 und O2 gerade einmal auf eine Abdeckung von 50 Prozent. Gestern beim Wandern im Pfälzerwald waren alle drei vereint. Es wurde nur ein Mobilfunkprovider angezeigt: „kein Netz“.

Und beim Festnetz sieht es noch desaströser aus. „Deutschland liegt in punkto Breitbandausbau unter den OECD-Ländern weltweit an vorletzter Stelle. Nur 1,1 Prozent der Haushalte haben heute Anschluss an die Zukunft. In Japan sind es 71,5 Prozent, in Südkorea 66,3 Prozent.“ schreibt Tim Cole in seinem neuesten Buch „Digitale Transformation“. Und weiter: „Die deutsche Wirtschaft verschläft gerade die digitale Zukunft.“

Recht hat er!

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