Warum Pokémon Go einen Megatrend einläutet

Ja, man kann lächeln über die aktuelle Hysterie der Pokémon-Jäger. Aber dahinter steckt mehr. Es gibt ein Verlangen danach, die reale und die virtuelle Welt irgendwie zu verbinden. Second Life hat, technisch nicht sehr ausgereift, die reale Welt virtuell kopiert. Das hat sehr viele Anhänger gefunden und wird wiederkommen, wenn die Technik etwas weiter ist.

Nun jedoch ist etwas ganz neues gelungen: Anstatt allein zuhause zu sitzen, lassen sich Menschen gerne nach draußen ziehen. Das ist neu, denn bisher führte die Digitalisierung nur dazu, dass immer mehr Menschen immer länger daheim auf Ihrem Smartphone, Tablet oder PC daddelten. Nun erleben wir eine Mischung aus Geocaching und WLAN-Party. Auf jeden Fall heißt es: Raus aus dem Haus!

Für die Wirtschaft ist das gut: Läden und Restaurants bekommen mehr Besucher. Das Leben besteht aus mehr als Online-Shopping und Lieferservice. McDonalds ist in Japan gleich auf den Zug aufgesprungen und sponsored das Spiel, indem aus seinen 3000 Filialen Poké-Stops werden. 400 Restaurants verwandeln sich in der App in eine Arena. Eine Pizzeria in New York hat ihren Umsatz um 75 Prozent gesteigert, indem mit Lockmodulen Pokémon geködert werden. Ein Lockmodul kostet einen Euro und bringt eine halbe Stunde lang Spieler zum Restaurant.

Was aber bringen Spieler, die nicht kaufen? Ist das wirklich gut für’s Geschäft wenn viele Menschen vor der Tür, aber keiner drin ist? Ist nicht der Reiz des Spiels dahin, wenn die Poké-Stops statt interessanter Sehenswürdigkeiten nur noch langweilige Firmenlogos sind? Wenn schon Kommerzialisierung, dann bitte richtig: Wer kauft, bekommt statt Payback-Punkten nun Poké-Bälle, Tränke oder Glückseier.

Google-Adwords hat vorgemacht, wie erfolgreich ein System ist, das messbar neue Kunden auf die Website bringt. Groupon hat gezeigt, dass sich neue Kunden auch aus dem Internet in einen Laden bringen lassen. Und nun muss Pokémon Go einen Weg finden, einerseits für Spieler attraktiv zu bleiben und andererseits für Geschäfte lukrativ zu werden. Dazu fehlt noch ein technisches Detail: Die Auszahlung der Belohnung muss digital mit dem Kaufabschluss verknüpft werden. Sonst gibt es zwar eine Menschentraube vor dem Restaurant aber niemanden drin. Aber sicher hat Niantic-Chef John Hanke da schon eine Lösung parat.

Derzeit gibt es eine sehr einfache Incentivierung für Kunden: Ladestationen für Handys, denn das Spiel saugt wegen der permanent eingeschalteten GPS-Funktion in kürzester Zeit den Akku leer.

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